Seit dem 11. Mai 2020 findet der Unterricht an der Bilingual School in Basel wieder als Präsenzunterricht vor Ort im Schifferhaus in Kleinhüningen statt – unter hohen Schutz- und Hygienemassnahmen.

Rund zwei Monate lang wurden die 90 Schülerinnen und Schüler der Primar- und Sekundarstufe sowie die Kindergartenkinder digital unterrichtet. Jarrod Brauer, Schulleiter der Academia Bilingual School Basel, Jürgen Jaks, Lehrperson in der Klasse 4. und zwei SchülerInnen der Primar- und Sekundarklasse halten Rückschau.

Lieber Jarrod, der Lockdown am 17. März kam für uns alle sehr überraschend. Inwiefern war deine Schule auf digitalen Unterricht vorbereitet? Und was musstest du mit deinem Team und der Lehrerschaft ad hoc organisieren?

Wir hatten das Glück, dass wir auf den Lockdown vorbereitet waren. Die Schülerinnen und Schüler hatten ihre Schulmaterialien und insbesondere ihre iPads schon mit nach Hause genommen, als am Nachmittag der Lockdown verkündet wurde.

Ein grosser Vorteil unserer Schule war, dass alle unsere Schülerinnen und Schüler der Primar- und Sekundarstufe schon daran gewöhnt waren, iPads als Lehrmittel für eine breite Palette von Fächern zu nutzen. Wir binden ab der 3. Klasse persönliche iPads in den Unterricht ein, und projektbasiertes Lernen hatte in unserem pädagogischen Konzept schon immer seinen Platz. Unsere kleineren Schülerinnen und Schüler nutzen zudem gelegentlich gemeinsame iPads im Unterricht.

Irgendwann führten wir auch Microsoft Teams ein; die Einrichtung dauerte zwar ein paar Tage, aber dann funktionierte die Plattform ausserordentlich gut. Natürlich gab es im Laufe der Zeit einige Weiterbildungen für die Lehrerinnen und Lehrer, aber die Grundlagen wie der Austausch von Dokumenten, die Durchführung von Live-Chats und die Erstellung von Stundenplänen war relativ logisch und einfach.

Mit welchen Programmen habt ihr den digitalen Unterricht weitergeführt? Wie hat dies funktioniert?

Wir haben Microsoft Teams sowohl im Kindergarten als auch in der Primar- und Sekundarstufe eingesetzt und es hat sich als ein hervorragendes Tool erwiesen. Wir mussten einige Einschränkungen für die verschiedenen Altersgruppen berücksichtigen, aber wir waren der Ansicht, dass auch die jüngeren Kinder Freude am Kontakt mit ihren Lehrpersonen haben würden. Im Kindergarten nutzten wir Microsoft Teams beispielsweise für Aktivitäten zur Sprachentwicklung. Zeigen und erzählen, Bücher anschauen und online singen waren zum Beispiel sehr beliebt. Uns war es wichtig, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Kinder genauso wie Erwachsene soziale Kontakte brauchen. So konnten wir dafür sorgen, dass die Kinder etwas hatten, auf das sie sich tagsüber freuen konnten. Die Schülerinnen und Schüler lieben ihre Lehrpersonen, und so war es eine Freude für alle, ein Lächeln zu sehen, wenn auch nur auf dem Bildschirm.

In der Primarstufe haben wir schnell gemerkt, dass die Nutzung von Microsoft Teams von den Schülerinnen und Schülern eine gewisse Reife verlangt, wenn sie erst einmal mit der Navigation der Plattform vertraut sind. Zeitweise war ein wenig Nachhilfe in Sachen Online-Etikette nötig. Die SchülerInnen einen ganzen Schultag lang online zu halten, erforderte auch eine entsprechende Anpassung für die verschiedenen Altersgruppen. Es gab klare Unterschiede zwischen dem Unterricht der oberen und dem Unterricht der unteren Sekundarstufe. Im Wesentlichen folgte aber der Unterricht in der Sekundarstufe dem normalen Stundenplan. Wir waren begeistert, als im Laufe der acht Wochen einige tolle projektbasierte Arbeiten eingereicht wurden.

Nachdem ich eine Reihe von Plattformen getestet hatte, war ich insgesamt froh, dass wir Microsoft Teams als hocheffizientes Medium für unsere Schule gewählt haben.

Abschliessend kann ich unserer Elterngruppe gar nicht genug danken. Ohne ihre Unterstützung wären wir nicht in der Lage gewesen, das alles zu schaffen. Viele Eltern haben ihre Kinder unterstützt, damit sie sich an die Zeitvorgaben halten konnten, haben sie motiviert, an Projekten zu arbeiten und diese auch fertigzustellen, während sie selbst mit Home-Office und anderen Verpflichtungen jonglierten. Diese Zeit ist eine grosse Herausforderung für uns alle!

Wie waren die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler auf den Online-Unterricht?

Durchweg positiv. Es war interessant zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler auf den Online-Unterricht reagierten. Einige stellten sich der Herausforderung, eigenständig Lösungen zu finden, wenn sie in den ersten ein bis zwei Wochen auf Schwierigkeiten gestossen waren. Andere brauchten zusätzliche Ermutigung. Mit Sicherheit war es eine besondere Herausforderung für unsere neueren Deutsch- oder Englischlernenden. In dieser Hinsicht hatten wir Glück, dass Academia in Förderlehrpersonen investiert hatte, so dass wir die Schülerinnen und Schüler weiterhin bei Leseaufgaben, mit Korrekturen und bei Problemen gezielt unterstützen konnten, oder SchülerInnen einfach aus der Klasse herausnehmen konnten, um wesentliche Themen zu erklären.

Fanden auch andere Projekte statt?

Wir haben einige schulweite Sport- und Kunstprojekte auf die Beine gestellt. Herr Locker und Herr Lorenz haben beschlossen, uns mit einigen körperlichen Aktivitäten auf Trab zu halten, bei denen man genug Kilometer sammeln musste, um einmal quer durch die Schweiz laufen. Diese Mission wurde erfüllt, würde ich sagen. Frau Berger entwickelte ein Projekt zu einem Naturkunstportfolio. Das war grossartig und wir hatten einige hübsche Beiträge aus verschiedenen Altersgruppen.

Lieber Jürgen, von einem Tag auf den anderen wurde die Schule quasi ausquartiert und fand bei jedem/r einzelnen Zuhause statt. Wie hast du es geschafft, deinen Unterricht so schnell zu digitalisieren und nahtlos weiterzumachen?

Jürgen Jaks: Als der Lockdown begann haben wir uns erst intensiv darauf vorbereitet, das heisst, wir haben uns online per Videochat getroffen und die verschiedenen Möglichkeiten besprochen, ausprobiert, verglichen. Da gab es viel für mich zu lernen. Ich hatte das Glück, dass Kollegen den Bildschirm mit mir teilen und mir Vorgehensweisen zeigen konnten. Ohne diese geduldige Hilfe, wäre ich nicht so rasch damit klargekommen.

Was war anders beim Unterrichten / im Unterricht?

Ich merkte an den Kommentaren der Kinder, dass sie mich vermissten und unsicher waren, wie der Kontakt zwischen uns wohl sein würde. So haben sich einige Kinder von mir abends verabschiedet, wenn sie zu Bett gingen und mich morgens begrüsst, als sie wieder aufgestanden sind. Dann wurde ich gefragt, wie es mir geht, es wurden mehr persönliche Fragen gestellt, als der Schulrahmen fehlte.

Was waren die grössten Herausforderungen im virtuellen Klassenzimmer? Gibt es Unterschiede zu Unterricht auf der Primarstufe verglichen mit der Sekundarstufe? Inwiefern?

Die grösste Herausforderung für mich war, als sich die Kinder gegenseitig ausgeschaltet haben. Schliesslich habe ich gelernt, wie das zu verhindern ist. Die ständige Anpassung an die digitalen Möglichkeiten erforderte von mir eine neue Flexibilität.

Was hast du positiv erlebt beim Online-Unterricht? Was funktioniert besser? Was weniger gut?

Positiv habe ich erlebt, dass die Kinder ernsthaft bei der Sache waren und ihre Aufgaben nach bestem Können erledigten. Das ist ganz sicher der grossen Unterstützung von zu Hause zu verdanken, auch das habe ich positiv erlebt, wenn ich einzelne Eltern im kurzen Gespräch erlebt habe. Aber es wurde auch deutlich, dass der Online-Unterricht nicht die persönliche Begegnung zwischen Lehrern und Schülern ersetzt, das pädagogische Wirken findet zwischen den Menschen statt.

Was sind die «Lessons learned»? Und gibt es allenfalls Medien oder Techniken, die du auch im Präsenzunterricht als Ergänzung weiterhin benutzen wollt?

Ich habe die einzelnen Lernapps schätzen gelernt und sie als Bereicherung empfunden. In Zukunft werde ich diese sicher weiterhin einsetzen, da sie eine gute Ergänzung bieten können.

Beatrice besucht zur Zeit die 8. Sekundarklasse und Nikolas die 4. Primarklasse der Academia Bilingual School.

Wie habt ihr die Umstellung auf den digitalen Unterricht erlebt? Könnt ihr uns beschreiben, wie ein Unterrichtstag abgelaufen ist?

Beatrice: Während des Online-Unterrichts waren unsere Tage mit Arbeit ausgefüllt, von der ersten bis zur letzten Unterrichtsstunde. Wir haben uns üblicherweise mit unseren Lehrpersonen über Zoom oder Microsoft Teams getroffen, um unsere Arbeitsaufträge und die Erklärungen dazu zu erhalten. Diese Arbeiten sollten dann meistens bis Ende der Woche erledigt werden. Ab dann arbeiteten wir bis zum Ende der Unterrichtsstunde an unseren Aufgaben. Dann war es uns überlassen. Ich persönlich versuchte, alle meine Aufgaben zu erledigen, sobald ich sie erhalten hatte. Dadurch musste ich bis ungefähr Mittwoch ziemlich viel arbeiten, hatte es dann aber während der restlichen Tage etwas lockerer. Für die zusätzlichen Unterrichtsstunden wie Kunst, Musik und Sport sollten wir etwas machen, das zum Thema passt. Zum Beispiel etwas zeichnen, etwas über das Filme machen lernen oder rausgehen, joggen. Ich persönlich mochte es sehr gerne, wenn uns unser Sportlehrer Aufgaben gab, die wir bewältigen sollten, z.B. eine Toilettenpapierrolle mit den Füssen jonglieren.

Nikolas: Ich habe jeden Tag um 8.15 Uhr mit den vom Vortag übriggebliebenen Hausaufgaben angefangen, bis um 9 Uhr. Dann hat mich meine Lehrperson kontaktiert und wir haben uns eine halbe bis eine Stunde lang besprochen. Um 10 Uhr gab es eine Pause von 20 Minuten. Danach habe ich bis Mittag selbständig gearbeitet. Gegen Ende des Schultages habe ich nochmals mit meiner Lehrperson Rücksprache gehalten, um offene Fragen zu klären. Ich habe mit Französisch, Kunst und Musik weitergemacht, aber nicht so sehr mit Sport. Ich habe einfach lange Spaziergänge mit meiner Familie unternommen.

Hast du gleich oder weniger gut oder sogar besser gelernt?

Beatrice: Ich glaube, dass während des Online-Unterrichts die Menge der Aufgaben erhöht wurde, um uns auf Kurs zu halten. Letztendlich denke ich, dass wir gleich viel gelernt haben. Ich finde, dass es zuhause schwieriger war, sich zu konzentrieren, und manchmal war es auch schwieriger zu verstehen, was wir gemacht haben, aber die Lehrpersonen waren immer bereit, Fragen zu beantworten, auch an den Wochenenden. Dadurch wurde der Online-Unterricht im Laufe der Wochen immer besser. Es hat ein bisschen holprig angefangen, wurde dann aber schnell besser.

Nikolas: Ich habe im Online-Unterricht etwas weniger gelernt, da ich keine Gruppenarbeit mit meinen Freunden machen konnte.

Was hat dir besonders gut gefallen? Was hast du vermisst?

Beatrice: Ich habe es wirklich genossen, dass wir alle mehr Ruhe hatten, wir sind später ins Bett gegangen, aber auch später aufgestanden, was gut war. Ich fand auch gut, dass es in dieser Zeit nicht viele Prüfungen gab, wobei wir dann, kaum waren wir wieder in der Schule, haufenweise Prüfungen schreiben mussten. Ich habe meine Klassenkameraden sehr vermisst, und auch das gemeinsame Lernen. Zuhause musste man letztendlich immer alleine lernen. Auch wenn selbständiges Lernen gut ist, habe ich die Gruppenarbeit sehr vermisst. Alles in allem denke ich, es war eine ganz lustige Erfahrung, aber ich hoffe, dass ich das nicht nochmals machen muss.

Nikolas: Ich fand es gut, weil ich so viel freie Zeit hatte. Manchmal musste ich gar keinen Unterricht machen, weil ich schon alle Aufgaben erledigt hatte. Ich habe nicht immer Zusatzaufgaben bekommen. Ich habe die Schule aber schon vermisst, vor allem die hausgemachten Pouletschnitzel von Herrn Altherr, unserem Koch. ????

Was schätzt du nun wieder am Unterricht an der Schule?

Beatrice: Ich freue mich, wieder alle meine Freunde in der Schule zu sehen. Ich schätze es, dass wir uns jetzt wieder persönlich treffen können. Lernen in der Schule ist so viel besser. Wenn jemand eine Frage hat, kann der Lehrer sie sofort beantworten, so dass man sie besser verstehen kann. Wir haben jetzt nur noch drei Wochen Schule, aber ich muss sagen, dass das letzte Schuljahr wie im Flug vergangen ist, obwohl so viel passiert ist.

Nikolas: Ich bin froh, dass ich das iPad nicht mehr so oft benutzen muss.

Vielen Dank, dass ihr eure Erfahrungen mit uns teilt, so können wir voneinander lernen und profitieren. Wir wünschen allen viel Spass und Erfolg beim Weiterlernen. Deine Academia Bilingual School Basel.

Autor

Jarrod Brauer

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